Der schmale Grat zwischen Lust und Leid

Logbuch Südafrika 2017/18_3

Für heute morgen war ruhiges Wetter angesagt. Und tatsächlich, der Wind hat sich weitgehend gelegt. Von unserer Herberge aus, 80 Meter über dem Meeresspiegel, sieht das Wasser allerdings unbehaglich aus; gut bewegt, kann man wohl sagen. Wir sind jetzt 13 Tage hier, und wir wollen rudern! Also wälzen wir uns um 5:45 Uhr aus dem Bett und stehen um 6:30 Uhr auf der Matte. Das ist hart, aber was tut man nicht alles für seinen Sport.

Es ist unsere dritte Ausfahrt, seit wir hier sind, und es wird die dritte unter schwierigen Bedingungen. Ich finde es ja witzig inzwischen. Aber Volker hat heute keinen rechten Spaß bei der Sache. Wir sitzen im Vierer mit Steuermann und kämpfen mit den Wellen. Während ich auf der Eins von einem Schwall Wasser nach dem anderen überrascht werde (auch wenn man es schon weiß, ist es doch jedes Mal ein Schock), lese ich auf Volkers Hinterkopf ungefähr folgenden Text: Hilfe, ich will hier raus!!!

Aber ich lasse ihn am besten selber sprechen:

Das ist hier wirklich sehr anspruchsvoll für einen Anfänger mit kaum mehr als 200 Kilometer Rudererfahrung. Das Boot rollt und stampft gleichzeitig, bäumt sich auf, ein Schrei von Bettina vom Bug, die Woge spritzt rechts und links an mir vorbei, dass beidseitig die Dollen eintauchen. An meinem Rücken landet überraschenderweise kein Brecher, aber ich habe da so einen Verdacht, wo das fehlende Wasser geblieben ist. Dann stürzt das Boot hinab ins Wellental, und das Spiel beginnt von vorne. Steuermann Dave schöpft lässig Wasser aus dem Boot. Ist das noch Rudern, oder braucht es hierfür nicht eine eigene Bezeichnung? Irgend etwas mit „Achterbahn“ vielleicht? Die Kräfte schwinden. Was tue ich hier eigentlich? WILL ich das? Morgen früh bleibe ich im Bett. Ganz bestimmt!

Zurück an Land sind die Arme schwer und die Knie weich. Aber ich werde von mehreren Seiten gelobt. Später beim zweiten Frühstück klären sich die Gedanken. Es war nicht einfach, aber ich habe mich durchgebissen. Und so bleibt am Ende ein sehr befriedigendes Gefühl. Und natürlich bin ich auch beim nächsten Mal wieder dabei.

 

Video: Dave Marrs (In dem Boot sitzen übrigens Volker auf der 2 und ich auf 1.)

Titelfoto: Volker (Stammt natürlich nicht von heute, sondern von unserem Ausflug ans Kap vor ein paar Tagen. Zu sehen bin ich, kurz bevor mich die Welle erwischt und patschnass gemacht hat.)

Auf der Fotocollage: Ein Ausschnitt aus der umfangreichen WhatsApp-Kommunikation des Clubs mit Kommentaren zu heute.

Ein Gedanke zu „Der schmale Grat zwischen Lust und Leid

  1. Da wird mir ja schon leicht seekrank vom Zuschauen. Ich hoffe, die Kamera ist wasserdicht 🙂

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