# Warum wir nicht geblieben sind 1
Es ist der 28. November 2023, zweieinhalb Jahre nach dem Ereignis auf dem Foto. Es schneit, jemand schaufelt Schnee. Die Dächer sind weiß, der Himmel ist grau. Deutschland hat uns wieder. Im September 2022 haben wir unsere Zelte in Portugal wieder abgebrochen und sind unter großen seelischen, gesundheitlichen und finanziellen Verlusten zurückgekehrt. Und kein Mensch kann uns verstehen.
Aber zunächst, was sehen wir auf dem Bild? Wir sehen das einzige Ruder-Event, das während unseres Aufenthalts in Setúbal stattgefunden hat und an dem wir teilnehmen konnten. Unser Verein, der Clube Naval Setúbalense, hatte Besuch von anderen Vereinen aus Lissabon, und man ist gemeinsam ausgefahren. Das war das Highlight unserer Ruderei in Portugal, sehr fordernd auf unruhigem Wasser, aber wie man sieht, hat es die Mann-/Frauschaft gut hingekriegt.
Das war am 21. Juli 2021, hat Spaß gemacht, und trotzdem haben wir, noch kein ganzes Jahr in unserem Wunschland, die Zelte in Setúbal kurz danach abgebrochen und sind ins portugiesische Hinterland gezogen. Und von da dann ein Jahr später zurück nach Deutschland. Ich will versuchen, unsere Entscheidung zu erklären, und dazu werde ich in Zukunft den einen oder anderen Beitrag schreiben, unter # Warum wir nicht geblieben sind.
Aber bleiben wir zunächst beim heutigen Thema. Als wir 2019 am Küchentisch zusammensaßen und uns überlegt haben, wo wir gerne leben wollen, hatten wir zwei dicke Punkte auf unserer Wunschliste: Wir wollten rudern können, und das Klima sollte besser sein als in Deutschland (wärmer, heller). Beides haben wir vorgefunden, und beides war doch nicht so wie erwartet. Wir wurden im Clube Naval mit der üblichen portugiesischen Freundlichkeit aufgenommen, es gab ein bisschen Austausch auf Englisch, und dann haben sich die etwa 10 aktiven Ruderer des Vereins in ihrer bevorzugten Konstellation in ihre bevorzugten Boote gesetzt, und wir zwei durften uns im Bootshaus bedienen. Das bedeutete: wählen zwischen in die Jahre gekommenen Rennbooten mit vom Salz angefressenen Dollen, in denen es einiges an Kraft erforderte, den Skull zu drehen, oder kurzen, stämmigen Anfängerbooten, mit denen man zwar auf dem Wasser Pirouetten drehen, aber nicht richtig vorankommen konnte. Im Skiff auf Welle, das ging eigentlich auch über meine Ruderfertigkeiten hinaus. Also habe ich mich so verkrampft, dass ich bald aufgeben musste. Den Portugiesen nehmen wir es nicht übel. Warum hätten sie unseretwegen ihre Strukturen ändern sollen? Und Geld für so schöne Coastal Rowing Boote wie das auf den Bildern war nicht da. Zwar hatten wir erwogen, selbst einen Coastal-Zweier anzuschaffen, aber dazu kam es nicht mehr, es standen noch andere Dinge im Weg.
Dieses Licht, ja, das ist toll. Auch nicht immer, aber oft. Im Winter ist es nicht so kalt wie in Deutschland, in der Sonne kann man oft sogar draußen sitzen. Dann hat es 15 Grad oder so, tagsüber, und die hat es nicht nur draußen, sondern – wenn man wie wir ein älteres, unrenoviertes Haus bewohnt – auch drinnen. Alle Häuser, auch die neuen, preislich noch erschwinglichen, sind schlecht oder garnicht isoliert, fast überall findet man Steinfußböden und fast nirgends eine Heizung, die diesen Namen verdient. Manchmal denke ich, wenn wir Birgit früher kennen gelernt hätten und ihr elektrisches Wärme-Unterbett, wäre vielleicht alles anders gekommen. Aber ach nein, es standen noch andere Dinge im Weg. Die Illusion war nicht, dass wir dachten, es sei ganzjährig warm in dem Land. Die Illusion war, dass wir uns nicht vorstellen konnten, dass es nicht möglich sein würde, die Kälte auszusperren. Im Unterschied zu Deutschland ist es uns nie gelungen, eine zuverlässige, wohlige Wärme zu erzeugen.
Ich werde, wie gesagt, weiteres über unseren Aufenthalt in Portugal berichten. Zu finden unter dem Schlagwort Portugal.
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