Das war unser letzter Ruderausflug hier in Setúbal. Seither ist viel passiert, um genau zu sein, hat sich die ganze Welt verändert. Zumindest vorübergehend, und es gibt Idealisten, die hoffen, dass die Krise, die uns erfasst hat, einige zum Nachdenken bringt und vielleicht sogar zu einer Verhaltensänderung. Ich glaube das nicht. COVID19 heißt die Heimsuchung, oder Corona, und ich möchte ein paar persönliche Anmerkungen zum Thema machen.
Uns hat das Virus hier in Portugal festgehalten, denn bei unserem geplanten Abreisetermin zurück nach Deutschland fing das Problem gerade an, Fahrt aufzunehmen; die Situation an den Grenzen war völlig unklar. Ich muss dazu sagen, dass wir einen Umzug hierher planen und unsere Wohnung in Deutschland bereits gekündigt haben. Seither verfolgen wir Nachrichten, lesen Statistiken, erfassen Stimmungsbilder und sind froh, in Portugal zu sein. Das kleine Land im Westen Europas ist selbstverständlich auch nicht Corona-frei. Auch hier sind die Straßen weitgehend leer, Restaurants und Läden geschlossen und viele Menschen tragen Handschuhe und Mundschutz.
Bei strahlendem Sonnenschein ist die Uferpromenade menschenleer, und Polizeiautos fahren Patrouille. Aber die Menschen machen einen gefassten Eindruck und sind nach wie vor unglaublich freundlich. Dabei haben sie mit Sicherheit noch weniger zu lachen als wir in Deutschland. Das Land gehörte bis Mitte der 80er Jahre zu den am wenigsten entwickelten Regionen Westeuropas. Das hat sich insbesondere durch den EU-Beitritt deutlich geändert, und gerade in den letzten Jahren boomt der Tourismus und beschert vielen einen akzeptablen Lebensstandard (Interessant hierzu dieser Beitrag von 2017 im Deutschlandfunk).
Es ist zu erwarten, dass die Wirtschaft des Landes einen herben Rückschlag erleidet, und meine große Hoffnung ist die, dass nicht auch hier rechtsgerichtetete Populisten Oberwasser bekommen, wie es oft der Fall ist, wenn die Wirtschaft Schlagseite bekommt. Portugal ist politisch relativ stabil und tendenziell eher linksorientiert (siehe hierzu ein Beitrag der Welt nach der Parlamentswahl 2019). Ich finde schon jetzt die Preise relativ hoch (außer bei Brot, Obst und Gemüse), was vermutlich der Mehrwertsteuer von 23 Prozent geschuldet ist. Nun, man wird sehen. Nicht nur hier, überall.
Schade für uns Ruderer ist im Übrigen, dass die für Mai geplante 100-Jahresfeier des Clube Naval Setúbalense sicher vorerst nicht stattfinden kann. Rudern fällt sowieso aus, was für mich – jedes Ding hat bekanntlich zwei Seiten – zwar schade, aber nicht so schlecht ist. Das Lachen auf dem Titelbild dieses Beitrags ist nämlich ein Foto-Effekt. Aber was haben wir gekeucht, um diese alten Holzprügel zu bewegen (Unser Schlagmann hat dazu noch einen kaum zu bewerkstelligenden 26er Schlag vorgegeben). Riemen liegt mir eh nicht, und diese Monster verlangten deutlich mehr, als ich derzeit drauf habe. Meine ohnehin angezählte rechte Schulter hat bei dieser Fahrt den letzten Rest abgekriegt und befindet sich seitdem im Streik. Ich brauche diese Pause, auch wenn es, bzw. gerade weil es weh tut. Wir müssen unbedingt Coastal Rowing-Boote anschaffen, damit bei Wind und Welle diese alten Möhren im Schuppen bleiben können. Wird schwierig, bei veränderter Finanzlage – womit zu rechnen ist. Wenn einer meiner Leser so etwas zu verschenken hat, wir nehmen es herzlich gerne an.
Und übrigens: Wir sind mit dem Auto da, die ganzen 2.550 km. Am kommenden Wochenende versuchen wir, uns nach Deutschland durchzuschlagen. Mit gemischten Gefühlen, ich geb’s zu.
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