Mein Verein

Wenn ich meinen Verein vorstelle, dann meine ich damit nur einen Teil des Vereins. Wir Ruderer stellen zusammen mit den Seglern ein eigenes Grüppchen innerhalb des TSV Herrsching, und das liegt nicht zuletzt daran, dass wir ausgelagert sind. Nicht in Herrsching ist unser Bootshaus, der Dreh- und Angelpunkt unserer Aktivitäten, sondern im Ortsteil Wartaweil.

Wartaweil liegt südlich von Herrsching und besteht aus zahlreichen stattlichen Grundstücken, eins neben dem anderen aufgereiht und abgegrenzt nach hinten durch die Staatsstraße, die nach Fischen und weiter nach Dießen oder Weilheim führt, sowie nach vorne durch den Promenadenweg entlang des Ammersees. Zwischen diesen Grundstücken, die zum Teil mit Einrichtungen wie dem Naturschutz- und Jugendzentrum, überwiegend aber mit Einfamilienhäusern unterschiedlicher Geschmacksrichtung bebaut und mit Hecken unterschiedlicher Höhe und Dichte umgeben sind, haben wir unser Plätzchen.

Wer sich dem Vereinsgelände von der Seeseite nähert, erkennt es – unschwer zu erraten – an dem großen Bootssteg und den zahlreichen vorgelagerten Schiffen. Obwohl ich berichten kann, dass ich in meiner frühen Zeit als noch unerfahrene Ruderin mit meinem Mitruderer Sven schon zügig und weiträumig daran vorbeigerudert bin.

Wir sind 113 Ruderer, mit steigender Tendenz. Das Durchschnittsalter liegt bei Ende 40. Wir haben 24 Boote im „Stall“, von kleinen Fun-Einern über die klassischen Einer, Zweier etc. bis zu unserem Achter, mit und ohne Steuermann, sowie einige mittlere Rennboote (Zweier, Dreier, Fünfer) und Skiffs. Gerudert wird das ganze Jahr, und wenn rudern nicht geht, können wir auf Ergogeräte ausweichen. So weit, so normal.

Die Stimmung in der Abteilung ist entspannt. Wir sind kein Nobelverein und auch nicht auf Höchstleistung getrimmt, der Spaß an der Freude steht obenan. Ganz ohne Ehrgeiz sind wir allerdings nicht; in den letzten Jahren ist viel passiert, der Anspruch wird langsam hochgeschraubt. Gute Ruderer lassen sich zu Trainern ausbilden, die Grundausbildung wurde vereinheitlicht, wer Ambitionen hat, nimmt am Regattatraining teil, der Bootspark wird erweitert. Vieles geschieht in Eigenleistung. Wenn 64 Freiwillige beim herbstlichen Arbeitseinsatz mit anpacken, dann geht schon was (wer nicht eine entsprechende Anzahl von Stunden arbeitet, muss stattdessen löhnen).

Wir unternehmen gemeinsame Ausflüge, veranstalten Regatten (Herrschinger Triangel), nehmen teil an Regatten, feiern gemeinsam mit den Seglern Feste, was man halt so macht im Verein. Wir lieben unseren See. Wenn wir im Sommer zusammen auf dem Bootssteg sitzen und den Tag ausklingen lassen, während um uns die Mücken tanzen und die Abendsonne sich im See spiegelt, wenn die Musik des vorbeifahrenden letzten Dampfers zu uns herüberschallt und danach langsam Stille einkehrt, dann klingt das irgendwie kitschig und ist doch einfach nur schön. Auch wenn nicht alles Gold ist, auch bei uns nicht, ist es doch ziemlich gut. Hoffen wir, dass es so bleibt.

Foto: Ivan Adamis

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