Oder: Vernunft kann siegen.
Vielleicht hätten wir sieben Frauen noch vor ein paar Wochen anders entschieden, bevor Anfang März die Nachricht über die Starnberger Ruderer bei uns ankam, die bei heftigem Wind in Seenot geraten waren (Merkur.de). Bei denen war Schluss mit lustig gewesen, und das hat uns offenbar nicht unbeeindruckt gelassen.
Am gestrigen Samstag jedenfalls war zwar für den Nachmittag heftiges Gebläse angesagt, nicht aber für den Vormittag. Da galt: Still ruht der See. So still, dass der Zeitpunkt für mein Experiment gekommen schien. Melly sollte mit, die sonst am Bootshaus sitzt und mit ihrem Gebell allen auf die Nerven geht. Und siehe da, sie zeigt sich bootstauglich und mit dieser Lösung absolut zufrieden. Schon nach wenigen Minuten haben Anja und ich einen schlafenden Hund an Bord.
In Breitbrunn treffen wir die „Fischen“, unseren sportlichen Fünfer. Zu diesem Zeitpunkt haben wir noch gut lachen.
Ein Lachen, das uns ziemlich plötzlich vergehen soll. Nur wenige Schläge später kämpfen wir mit den Wellen und Melly mit der Übelkeit (Tröpfchenbildung am Maul = Ich kotz‘ gleich). Unabhängig voneinander entscheiden die beiden Boote, die Herrschinger Bucht auszufahren. Aber auch, uns am Ufer entlangzuhangeln, scheint nicht die Lösung zu sein. Mittlerweile leuchten die Sturmwarnungen, wir halten die Skulls fest im Griff, scheren hoch, und bringen schließlich die Boote und uns am Strand in Sicherheit.
Alles ist gut gegangen, wir haben die Vernunft siegen lassen, obwohl es uns nicht leicht gefallen ist. Natürlich sind immer unterschiedlich starke Ruderer an Bord, mit unterschiedlich viel Erfahrung und Selbstvertrauen. Die Einschätzung, was man schaffen kann, ist das eine, und da muss gelten: Das schwächste Glied bestimmt die Entscheidung (außer Melly natürlich). Das andere sind die Regeln, denen wir uns unterwerfen. Bei Sturmwarnung draußen zu bleiben, ist nicht regelkonform. Letztlich war es zwar ein bisschen ungemütlich, aber irgendwie auch lustig, und zu wissen, dass wir als Team richtig handeln, gibt ein gutes Gefühl. Der Hund jedenfalls fand es prima, und etwas später wurde bei gemäßigtem Wind sogar nach Hause gerudert.
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