Unterwegs mit Schorschi

Ein beschaulicher Sonntagmorgen im Mai. Wir machen uns früh auf den Weg nach Nürnberg zum dortigen Ruderverein (rv-nbg.de), wo uns vier gut gelaunte Herren erwarten, mit denen wir ihr Revier befahren wollen. Das Revier ist der Main-Donau-Kanal am südlichen Rand von Nürnberg. Schorschi heißt das 5er Gig, mit dem wir uns auf den Weg machen (Einer von uns bleibt übrig und geht mit einem sportlichen Einer allein auf Fahrt). Erstmal kommen wir nicht weit, denn Werner, unser Mann auf der Eins und am (ungeliebten) Fußsteuer, stellt fest, dass an einem seiner Ausleger eine Schraube fehlt. Das kann schon mal vorkommen beim Auf- oder Abriggen, um Boote transport- oder fahrbereit zu machen. Aber eigentlich, na ja … Wir kehren zurück zum Bootssteg, gelassen beobachtet von einer Handvoll älterer Herren, die es sich am Steg gemütlich eingerichtet haben und ihrem Hobby frönen, den elektronisch gesteuerten Modell-Segelbooten. Erst dachte ich ja, die Herren angeln. Auf jeden Fall ist es eine ebenso meditative Angelegenheit. Nichts für mich, ich habe es gern dynamisch.

Die Proportionen stimmen nicht auf diesem Bild. Ganz so klein ist der Einer, mit dem Götz unterwegs ist, nicht. Die Schiffchen haben eine stattliche Größe.

Dynamisch wird es dann allerdings bald, als mit dem zweiten Ablegen nördlich von uns ein weißer Koloss auftaucht. Ein Hotelschiff. Das motiviert unsere Gastgeber, nicht an den schönen Schlagaufbau anzuknüpfen, mit dem wir unseren ersten Versuch begonnen hatten, sondern zügig und konzentriert durchzuziehen, von jetzt an immer taxierend, ob sich der Abstand zwischen uns und dem Koloss verändert. Tut er nicht, das Schiff gleitet unhörbar hinter uns her und am Wendepunkt schließlich an uns vorbei, lediglich eine Geruchsfahne von Motoröl und Frittenfett hinter sich her ziehend.

Ich hab’s gewusst, auf dem Foto lässt sich das nicht einfangen. Jedenfalls nicht mit einer Smartphone-Kamera. Das Ding sah auch von Weitem ganz schön imposant aus. Auf der Website des Vereins ist dies besser zu sehen.

Wir wenden und rudern kräftig zurück Richtung Bootshaus, zwischendurch wird mal 30 Schläge lang die Schlagzahl erhöht, dass die Ohren vom Fahrtwind sausen. Was für ein Vergnügen! Überhaupt, abgesehen davon, dass uns allen wegen der herrschenden Schwüle die Brühe runterläuft, sind die 13 Kilometer – reguläre Strecke plus 1 für das Reparatur-Extra – ein Vergnügen. Ruhiges Wasser, ein konzentriertes Team und eine ausgesprochen positive Grundhaltung sorgen dafür. Unser abschließender Eindruck: Hier stimmt vieles, das Revier, die Fazilitäten, und die Einstellung. Vielen Dank für die Gastfreundschaft an Reinhard, Werner, Burkhard und Götz. Man sieht sich am Ammersee! (Geplanter Ausflug am kommenden Wochenende)

Dieser Auszug aus den 10 Rudergeboten hängt im Bootshaus des Vereins. Irgendwann in den 70er Jahren von einem Mitglied erstellt, lange in der Schublade gelegen und jetzt wieder da. Immer noch und allgemeingültig. Und sehr charmant.