Rudern und drumrum

Steuern mit Manschetten

„Die Redensart ‚Manschetten haben‘ … bezieht sich auf modebewusste Weichlinge, die Konfrontationen meiden“, steht im Internet (www.wissen.de)*. Nun gut, modebewusst bin ich. Und ich habe Manschetten. Werde am Samstag bei der Regatta in Kaufering zum ersten Mal am Steuer sitzen. Mein Team ist fit, wir haben geübt, Schlagmann Tomas hat ein Tempo vorgelegt, dass der Schweiß in Strömen lief – bei allen außer mir. Ich sitze lediglich rum, ziehe Strippen und trage Verantwortung.

Um den Job des Steuermanns reißt sich bei uns im Verein keiner. Jeder möchte lieber rudern. Das ist sportlicher als Rumsitzen. Die Verantwortung ist geringer als in dieser exponierten Position am Heck des Boots, wo einer allein die Sache verbocken kann.

Ich stelle fest, dass es wenig gibt, was mir weiterhilft. Kurs halten, das sollte ich hinkriegen. Aber welchen Kurs fahren? Auf dem Lech, der hier zwar gestaut ist, wird es eine leichte Strömung geben. Fahre ich in der Mitte oder eher außen? Immerhin findet sich hierzu beim Deutschen Ruderverband folgende Aussage (http://www.rudern.de/bootsobleute-steuerleute/boote-steuern-und-fuehren/stroemung/):

Bei der Bergfahrt (stromauf) hält man sich außerhalb des Stromstrichs am Ufer und soweit möglich in der Innenkurve.

Bei der Talfahrt (stromab) fährt man am schnellsten im Stromstrich.

Und die Wende? Werden wir mit Überziehen fahren, das ich zwei Bootslängen vor der Boje einzuleiten habe. Sagt Elmar, der es wissen muss und es offensichtlich auch weiß, denn es funktioniert beim Test. Aber wie lang sind zwei Bootslängen? Und was ist mit den anderen Booten? Dazu erhalte ich diese Information:

Wenn ein schnelleres Boot sich einem langsameren so weit angenähert hat, dass der Bug des schnelleren bereits mit dem Heck des langsameren Bootes überlappt, dann hat das schnellere Vorfahrt.

Hauptsache, die anderen wissen das auch.

Ansonsten gilt: Nicht Augen zu und durch, sondern Augen auf, die Steuerleine fest in der Hand, Backbord und Steuerbord nicht verwechseln und die Stimme: laut.

Eigentlich ein netter Anblick, so vom Steuerplatz aus – auch noch nach der Volle-Pulle-6-km-Trainingseinheit.
Eigentlich ein netter Anblick, so vom Steuerplatz aus – auch noch nach der Volle-Pulle-6-km-Trainingseinheit.

* Etwas genauer: „Im 18. Jahrhundert wurden große, überfallende Manschetten in der Herrenbekleidung Mode, die dem Träger beim Gebrauch seines Degens hinderlich waren. Die Wendung besagte ursprünglich, dass jemand, der solche Manschetten trägt, modische Kleidung der Kampfbereitschaft überordne, also ein Schwächling und Feigling sei.“ (universal_lexikon.deacademic.com)

Nach der Regatta (Nachtrag): Alles ist gut gegangen, die Linienführung hat gestimmt, die Wende gepasst. Aber zufrieden bin ich nicht. Da muss es noch ein besseres Steuer-Feeling geben. Ich bleibe dran.

Der Steuermanns-Sitz: Nicht wirklich bequem …

Fotos: Burkhard Koye

3 Antworten zu „Steuern mit Manschetten“

  1. Tomas

    schrieb:

    Cool! Es war super. VG

  2. Elmar

    schrieb:

    na also, da hast Du ja alle nötigen Infos, und die Umsetzung sollte auch nicht unüberkömmlich sein, vor allem mit so einer crew.
    Good luck …

  3. Annette Groever

    schrieb:

    Liebe Bettina,
    du bist ja bestens informiert. Du schaffst das auch, und ich könnte es nicht besser. Also mache dir bitte keinen Stress. Super, wenn du die Hintergründe zu den Redenarten aufklärst.
    Bis morgen
    Annette

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