Herrschinger Triangel 2015: We are (not) the Champions

Wer ist nicht gerne Gewinner? Wer tritt zum Wettkampf an, ohne die heimliche Hoffnung auf den Sieg, mag er noch so unwahrscheinlich sein? Wir nicht.

Letzten Sommer bin ich meine erste Regatta gefahren. Fünf Frauen im Vierer mit Steuerfrau. Anja und Traudi in ihrem dritten Ruderjahr, Elke, Friedrike und ich in unserem zweiten. Die “Herrschinger Triangel” wird von unserem Verein ausgerichtet und ist, wie der Name schon sagt, ein Dreieckskurs in der Herrschinger Bucht.

Unser Boot heißt Alter Herr, und bei unruhigen Bedingungen fahre ich gern damit. Es ist stabil und sicher. Für die Regatta allerdings hätten wir uns einen anderen Untersatz gewünscht, ein bisschen mehr Sportlichkeit wäre nach unserem Geschmack gewesen. Aber das Los hat entschieden, und so haben wir uns mit dem Alten Herrn angefreundet, im Training „Dicke“ geübt und Wenden, und Steuerfrau Elke die direkte Linie, die richtige Entscheidung, die laute Ansage.

Am 15. Juli 2015 strahlt die Sonne mit Macht, wie übrigens den ganzen Sommer über. Wir schwitzen und sind aufgeregt, aber guter Dinge. Als es für uns nach einer Fehlansage endlich losgeht, hauen wir rein, was das Zeug hält. Später werde ich sagen: 5000 Meter, 5000 Kalorien. Wir werden von einem Vierer mit knackigen jungen Männern überholt, mit denen wir noch rumblödeln („Wenn ihr uns nicht überholt, spendieren wir euch nachher eine Cola“), und dann laufen wir ins Ziel ein. Geschafft.

Umziehen, Essen. Siegerehrung, mit Punktwertung. Wir sitzen im Gras und schauen zu, wie das Feld von hinten aufgerollt wird. Die Ersten kommen zuletzt, und zu denen werden wir genauso wenig gehören wie zu den Letzten. 12 Mannschaften sind zu ehren, 3 jugendliche, 9 erwachsene. Eine nach der anderen. Und wir sitzen im Gras. Platz 4. Wir sitzen im Gras. Platz 3. Immer noch im Gras. Platz 2. Wir sitzen. Als Platz 1 aufgerufen wird, rappeln wir uns hoch, taumeln nach vorn und fallen uns in die Arme. Wir jubeln, und fast alle jubeln mit uns. Elke zaubert eine Flasche Champagner herbei, die Fotoapparate klicken, es ist die ganz große Show auf der ganz kleinen Bühne. Strahlende Gesichter, wir sind überwältigt und glücklich.

Siegerehrung 2

Dass schon kurze Zeit später ein leises Raunen die Runde macht, da könne sich jemand mit Excel vertan haben, hören wir wohl. Irgendwie ist da auch der Gedanke, ja, es kann nicht mit rechten Dingen zugegangen sein. Aber wir lassen uns unsere Freude nicht nehmen und genießen den Moment. Einen Tag später ist es dann sicher, dass die Mannschaft vom RSC Rosenheim das Rennen gemacht hat und wir mit einem 5. Platz eigentlich zufrieden sein können. Keine Frage, das sind wir auch. Wir fünf können wohl alle von uns sagen, dass wir einen der schönsten Tage unseres Lebens erlebt haben.

Der Pokal kommt schließlich auch noch an seinen Bestimmungsort. Eine Abordnung des Vereins macht sich damit auf den Weg nach Rosenheim, dreht dort auch ein Ründchen auf dem Inn, und am Ende sind alle zufrieden.

Foto: Burkhard Koye