Mein neues Rudershirt, langarm, mit dem Logo meiner südafrikanischen Freunde vom Cape Coastal Rowing Club, knalliges Pink, kommt gut zu brauner Haut, die ich aus Südafrika mitgebracht habe. Eine echte Trophäe, hart erarbeitet. 100 % Polyester steht auf dem Innenetikett. Das muss wohl so sein. So oder so ähnlich.
Ich sitze im Flieger von Kapstadt nach München und ruiniere meinen ökologischen Fußabdruck. Das Bordpersonal lächelt über mich, weil ich seit Stunden den Plastikbecher verteidige, in den mir von Zeit zu Zeit Wasser eingeschenkt wird (üblich ist, nach jedem Nachschenken den Becher durch einen neuen zu ersetzen). Die „Brigitte“, Ausgabe 01/2016, auf den Knien, lese ich einen Beitrag mit dem Titel „Grün, grün, grün sind alle meine Sportklamotten. – Ob antibakteriell oder atmungsaktiv: Um Funktionskleidung richtig fit zu machen, wird mit viel Chemie gearbeitet. …“.
Ich fühle mich mies. Denke an den einen oder anderen alten Recken in unserem Ruderclub daheim, der ausdauernd – und von mir stets ein bisschen belächelt – sein verwaschenes Uralt-Sweatshirt mit Clubmotiv (Baumwolle) trägt, dazu Uralt-Leggings mit geringem oder Null Spandex-Anteil und hohem Uncool-Faktor, darüber Schlabber-Shorts aus der Zeit, als der Begriff Funktionswäsche noch nicht erfunden war. An den Füßen Sportschuhe aus dem letzten Jahrhundert.
Wer sagt denn, dass man so nicht rudern kann? Diejenigen, die ich jetzt im Kopf habe, können es jedenfalls sehr gut.
Der neueste Trend ist ja Wolle. Die ist im echten Sinne cool und neuerdings auch schick. Wie mit den Schafen umgegangen wird, nicht in allen Fällen, aber in vielen, lese ich auch in dem Artikel, und es war mir schon vorher klar, ich hätte es lieber nicht gewusst. Das beste ist, das steht da auch (in einem Magazin, dessen Inhalte im Wesentlichen dazu bestimmt sind, den Fashion-Markt am Laufen zu halten), das beste ist, seine Sachen lange zu tragen. Sie werden ja nicht schlecht, siehe oben.
Ich kann diese Sache nicht zu Ende denken. Habe es oft genug versucht und bin immer an eine Grenze gestoßen, die Eitelkeit heißt und persönliche Schwäche. In wenigen Tagen ist Silvester, ich kann es ja mal wieder mit ein paar guten Vorsätzen probieren. Einen Versuch wäre es allemal wert. Prost!
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