Wir wären gern gerudert am Gardasee

Aber letztlich waren wir ganz froh, dass es nicht dazu gekommen ist. Dies ist ein kleiner Bericht über einen Kurztrip an den Gardasee, der von Bamberg aus ganz schön weit entfernt ist. Aber wenn man am Ammersee wohnt, reizt einen die “Konkurrenz” nicht so. Ich bin gerade von A (Ammersee) nach B (Bamberg) gezogen. Beides interessante Orte, aber der Umzug war hart, und Erholung tat Not. Also die Räder ins Auto und ab in den Süden, natürlich mit den Ruderklamotten im Gepäck und der Idee im Kopf, bei einem der Vereine dort anzudocken. Das hat sich als schwierig herausgestellt und fing schon damit an, dass in Italien Italienisch gesprochen wird. Nun habe ich einmal ziemlich gut Italienisch gelernt, aber das liegt richtig lang zurück, anlässlich eines Studienjahrs in Rom. Also gut, rudern heißt remare, lässt mich das Online-Wörterbuch Leo wissen. Warum aber der Ruderverein in Salò (am südwestlichen Ende des Sees) Società Canottieri Garda Salò heißt, gibt Leo nicht her, sondern besteht hartnäckig darauf, dass la canottiera das Hemdchen, Leibchen oder Trikot bezeichnet. Macht nicht so viel Sinn, und Canottiere heißt noch nicht einmal Kanute. Doch was soll’s, wir radeln einfach hin und fragen, ob da etwas zu machen ist. Leider, erfahre ich, sind derzeit nicht genügend Boote verfügbar (Vierer), und dass man Gäste aufnimmt, war wohl noch nie da. Also bleibt uns nur, die Kids zu beobachten, die zum Rudertraining kommen, an diesem Nachmittag allerdings nur Trockenübungen machen.

Streng getrennt: die Jungs auf der einen Seite, die Mädels auf der anderen und dicht beim Trainer ;-). Die Lockerungsübungen werden ganz offensichtlich nicht besonders ernst genommen. Kein Problem, in dem Alter waren wir alle noch locker.

Zwei Tage später, es hat geregnet, schieben wir unsere Räder die Promenade entlang, und siehe da, im trüben Grau sehen wir Skiffruderer beim Training. Da geht es ganz schön zur Sache, und spätestens jetzt wissen wir, warum es gut war, dass wir nicht mitgerudert sind. Der Verein verfügt ausschließlich über eine stattliche Zahl an gepflegten Rennbooten. Und was wir sehen, ist die Jugend, die sich fit macht. Ich habe zwar schon einige Erfahrung mit dem Skiff, doch von der Lockerheit und Leichtigkeit, mit der die Jungen ihre Boote beherrschen, bin ich weit entfernt.

Von Weitem sehen sie aus wie Wasserläufer.

Sie werden ganz schön gehetzt vom Trainer, hin und her, hin und her, offenbar Sprinttraining. Ein anderer Teil der Mannschaft ist weit hinausgefahren und schon lange nicht mehr in Sicht. Es muss unglaublich Spaß machen, das gut zu können und in der Weite des Sees, fast ohne Schiffsverkehr an einem Tag wie diesem, Strecke zu machen. Uns hat ganz besonders imponiert ein Riemen-Zweier mit zwei jungen Mädels, top aufeinander eingespielt. Ich habe sie im Video festgehalten, leider nur auf den letzten Metern, bei der Einfahrt in den Hafen (Und wie das so ist, war kurz vorher der Dampfer eingefahren und hatte für leichten Wellengang gesorgt):

Nachwuchsarbeit wird hier ganz groß geschrieben. Ich wünschte, ich hätte diesen Sport früher für mich entdeckt, viel früher. Wie gern hätte ich an solch einer Ausbildung teilgenommen!

Heute kann ich nur begeistert zuschauen und ein bisschen neidisch sein. Nicht weit von Salò übrigens finden wir einen weiteren Verein, der uns zunächst nur durch das Trainingsbecken auffällt, das man von der Straße aus sieht. Circolo Canottaggio Gabriele d’Annunzio heißt der zugehörige Verein, und auch hier, genauso wie in Salò, sieht das Material pickobello aus, und die Ausstattung ist beeindruckend.

Das sind Trainingsbedingungen – wow!
Gig-Boote. Vielleicht sollten wir es beim nächsten Mal hier versuchen.

Es wird also auch gerudert auf dem Gardasee, und zwar ambitioniert. Wir waren einfach nicht zum richtigen Zeitpunkt da. In Zukunft planen wir besser. Und Radfahren* ist ja auch nicht so schlecht.

* Ein Wort dazu: Die Uferstraße ist nicht unbedingt ein Radlervergnügen, weil der intensive Verkehr nicht abreißen mag. Rennradler trifft man dennoch zur Genüge. Leistungsbereite Normalradler, die mit Genuss radeln wollen, müssen auf die Seitenstraßen ausweichen und oft ganz schön in die Pedale steigen. Obwohl es hier, auf der Südwestseite des Sees, moderat ist im Vergleich zu allem, was nördlich liegt. (Ganz im Süden wird es richtig flach, aber auch langweilig.) Solange man sich nicht allzu weit vom See entfernt, macht es Spaß, vor allem, wenn man unter Genuss auch versteht, sich zu plagen. Gut für die Beinmuskulatur. Für Ruderer als Alternative eigentlich genau richtig, keine Frage.

Und noch etwas: Die Jahreszeit – wir waren im Oktober da – ist echt empfehlenswert, solange es nicht darum geht, sich am Strand auszustrecken. Ich mag mir gar nicht ausmalen, was hier im Sommer los ist.